O wüßtest du, wie sehr dein Antlitz sichVerändert, wenn du mitten in dem Blick,Dem stillen reinen, der dich mir vereint,Dich innerlich verlierst und von mir kehrst!Wie eine Landschaft, die noch eben hell,Bewölkt es sich und schließt mich von dir aus.Dann warte ich. Dann warte schweigend ichOft lange. Und wär ich ein Mensch wie du,Mich tötete verschmähter Liebe Pein.So aber gab unendliche GeduldDer Vater mir und unerschütterlichErwarte ich dich, wann du immer kommst.Und diesen sanften Vorwurf selber nimmAls Vorwurf nicht, als keusche Botschaft nur.
Nun wollen wir uns still die Hände gebenund vorwärts gehen, fromm, fast ohne Zagen,und dieses größte Lebenswagnis wagen:Zwei miteinander ganz verschlungne Leben. Und wollen unermüdlich weiter webenan den für uns nun völlig neuen Tagenund jeden Abend, jeden Morgen fragen,ob wir auch ganz Ein Ringen und Ein Streben. Auch ganz ein unersättlich Langen, Dürsten,im Maß des Körperlichen, das uns eigen,uns immer geistiger emporzufürsten:Daß wir wie Eines Pfeiles Schaft am Schlusse,ineinsverflochten und in Einem Schusse,ein neues Reich höhrer Geburt ersteigen.
Palmström legt des Nachts sein Chronometer,um sein lästig Ticken nicht zu hören,in ein Glas mit Opium oder Äther.Morgens ist die Uhr dann ganz »runter«.Ihren Geist von neuem zu beschwören,wäscht er sie mit schwarzem Mokka munter.
Durch Wipfel, die, wie Schatten von Gedanken,Stumm und nebelhaftAm wasserhellen Himmel graun,Von SternensaatWie von demantner Prismen StrahlenbruchDurchblitzt, –Erahnen meine Sinne sichHoch über winterlicher ErdennachtEin ewiges Tagreich nächteloser Sonnen.
Er war voll Bildungshung, indes,soviel er las und Wissen aß,er blieb zugleich ein Unverbeß,ein Unver, sag ich, als Vergeß;ein Sieb aus Glas,ein Netz aus Gras,ein Vielfraß -doch kein Haltefraß.
Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,auf daß er sich ein Opfer fasse, -und stürzt alsbald mit großem Grimmauf einen Menschen namens Schrimm.Paul Schrimm erwidert prompt: ”Pitschü!“und hat ihn drauf bis Montag früh.
Zu allen, ja zu allen möcht ich kommen,tief übers Einzelmenschliche hinaus.Als Geist nur aus der Ferne kann man frommen,ein Mensch ist nur ein Mensch bei sich zu Haus.Nur in der Ferne wird er wirklich strahlen,und aus der Nähe wird sein Licht bald blind,da müssen alle wir dafür bezahlen,daß wir nicht Geister nur, auch Körper sind.
Palmström schläft vor zwölf Expertenden berühmten ›Schlaf vor Mitternacht‹,seine Heilkraft zu erhärten.Als er, da es zwölf, erwacht,sind die zwölf Experten sämtlich müde.Er allein ist frisch wie eine junge Rüde!
Ruhe, Ruhe, tiefe Ruhe.Lautlos schlummern Menschen, Tiere.Nur des Gipfels Gletschertruheschüttet talwärts ihreWasser.Geisterstille, Geisterfülle,öffnet eure Himmelsschranke!Bleibe schlafend, liebe Hülle,schwebt, Empfindung und Gedanke,aufwärts!Aufwärts in die Geisterhallentaste dich, mein höher Wesen!Laß des Leibes Schleier fallen,koste, seingenesen,Freiheit!
O schauerliche Lebenswirrn,wir hängen hier am roten Zwirn!Die Unke unkt, die Spinne spinnt,und schiefe Scheitel kämmt der Wind.O Greule, Greule, wüste Greule!Du bist verflucht! so sagt die Eule.Der Sterne Licht am Mond zerbricht.Doch dich zerbrach´s noch immer nicht.O Greule, Greule, wüste Greule!Hört ihr den Huf der Silbergäule?Es schreit der Kauz: pardauz! pardauz!da taut´s, da graut´s, da braut´s, da blaut´s!