In einem Lande möcht´ ich wohnen,Wo der Natur gesetzter ZwangHinwandeln läßt durch glüh´nde ZonenDes Jahres unverrückten Gang;Wo nach des Winters RegengüssenEin langer fester Sommer kommtUnd auch die Menschen fühlen müssen,Daß nicht ein wirrer Wechsel frommt.Und wäre das mir nicht beschieden,So möcht´ ich wohnen an dem Pol,Wo eines tiefen Winters FriedenIch mir ließ auch gefallen wohl;Da muß des Menschen Geist versenkenSich können in des Daseins SchachtUnd still sich nach den Sternen lenkenIn ewig heller Winternacht.Unselig ist der Mitte Schwanken,Dem hier wir unterworfen sind,Wo Stunden wechseln wie GedankenUnd die Gedanken wie der Wind;Wo keine ruhige EntfaltungErlaubt des Jahrlaufs wilde HastUnd in verworrner WelthaushaltungMensch und Natur hat nirgends Rast.
Den Rosenzweig benagt ein Lämmchen auf der Weide,Es tuts nur sich zur Lust, es tuts nicht ihm zuleide.Dafür hat Rosendorn dem Lämmchen abgezwacktEin Flöckchen Wolle nur; es ward davon nicht nackt.Das Flöckchen hielt der Dorn in scharfen Fingern fest;Da kam die Nachtigall und wollte baun ihr Nest.Sie sprach: – Tu auf die Hand und gib das Flöckchen mir,Und ist mein Nest gebaut, sing ich zum Danke Dir.Er gab, sie nahm und baut, und als sie nun gesungen,Da ist am Rosendorn vor Lust die Ros entsprungen!
Er ist gekommenIn Sturm und Regen;Ihm schlug beklommenMein Herz entgegen.Wie konnt´ ich ahnen,Daß seine BahnenSich einen sollten meinen Wegen.Er ist gekommenIn Sturm und Regen;Er hat genommenMein Herz verwegen.Nahm er das meine?Nahm ich das seine?Die beiden kamen sich entgegen.Er ist gekommenIn Sturm und Regen;Nun ist entglommenDes Frühlings Segen.Der Freund zieht weiter;Ich seh´ es heiter;Denn er bleibt mein auf allen Wegen!
Nie stille steht die Zeit, der Augenblick entschwebt,Und den du nicht benutzt, den hast du nicht gelebt.Und du auch stehst nie still, der gleiche bist du nimmer,Und wer nicht besser wird, ist schon geworden schlimmer.Wer einen Tag der Welt nicht nutzt, hat ihr geschadet,Weil er versäumt, wozu ihn Gott mit Kraft begnadet.
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,Das um die da leben wirft das Leben,Und nicht Einsicht kann´s, nur Tod, entweben.Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,Und so selten nur sich zwei verstehen,Die zusammen eines Weges gehen.Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,Glückliche, seid ihr nicht worden inne,Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,Ihr entwirrt seht alles was uns wirret.
Zwischen Welt und Einsamkeitist das rechte Leben. Nicht zu nah und nicht zu weitwill ich mich begeben.In der Straßen lautem DrangFind´ ich mich zu blöde;Aber einen Schauer, bang,Fühl´ ich in der Öde.
Das Leben magst du wohl vergleichen einem Feste,Doch nicht zur Freude sind geladen alle Gäste.Gar manchen, scheint es, lud man nur, um die BeschwerdeZu übertragen, daß die Lust den andern werde.Den Esel lud man einst zu diesem Hochzeitsschmause,Weil es zu tragen Holz und Wasser gab im Hause.Der Esel dachte stolz, geladen bin ich auch,Jawohl, beladen mit dem Tragreff und dem Schlauch.
Ist Liebe so verstricktoder ich so ungeschickt?Als ich es mit ihr begonnen,und ihr Netz mich eingesponnen,wenn sie manch Kuß mir lieh,ob sie liebte? wuß’t ich nie.Und nachdem das Netz zerrissen,schein’ ich noch es nicht zu wissen,wenn sie einen Blick mir gibt,ob sie mich noch jetzo liebt?
Einen Kompaß hab´ im Schiffe,Willst nach rechter SeemannsartÜber Wellen, durch die RiffeWagen eine Seemannsfahrt!Auch ein Kompaß liegt in jedesMenschen Brust, der nicht zu missen;Hab´ ein Auge drauf, ein stetes,Auf den Kompaß: dein Gewissen!
Du hast zwei Ohren und einen Mund;Willst du´s beklagen?Gar vieles sollst du hören undWenig darauf sagen.Du hast zwei Augen und einen Mund;Mach dir´s zu eigen!Gar manches sollst du sehen undManches verschweigen.Du hast zwei Hände und einen Mund;Lern´ es ermessen!Zweie sind zur Arbeit undEiner zum Essen.