Der Schnee, der gestern noch in FlöckchenVom Himmel fiel,Hängt nun geronnen heut´ als GlöckchenAm zarten Stiel.Schneeglöckchen läutet; was bedeutet´sIm stillen Hain?O komm geschwind! Im Haine läutet´sDen Frühling ein.O kommt, ihr Blätter, Blüt´ und Blume,Die ihr noch träumt,All´ zu des Frühlings Heiligtume!Kommt ungesäumt!
Gebt mir zu trinken!Was in den Sternen steht, kann man nicht ändern,Doch man vergißt es bei der Gläser Blinken.Blume der Schenke!Du wirfst was in den Wein, daß ich erkranke,Und trunken bin, so oft ich dein gedenke.
Nie stille steht die Zeit, der Augenblick entschwebt,und den du nicht benutzt, den hast du nicht gelebt.Und du auch stehst nie still, der gleiche bleibst du nimmer,und wer nicht besser wird, ist schon geworden schlimmer.Wer einen Tag der Welt nicht nutzt, hat ihr geschadet,weil er versäumt, wozu ihn Gott mit Kraft begnadet.
An der Birke Stamm gelehnt,Sah ich ihn sich biegen,Und die Wolke weißgedehntÜber ihm sich wiegen;Hin mit ihr zu fliegenHab ich mich empor gesehnt.Lieblich steuerst du dein Boot,Wolke, Götterbote,Angehaucht von Morgenrot,Und vom Abendrote;Stände zu GeboteMir dein Zaubermachtgebot!Dich verwandelnd wie ein Traum,Füllest du die LeereMit Gestalt, den HimmelsraumBald mit Schlacht und Heere,Bald im blauen MeereRagst du Fels, und stiebst du Schaum.Was die Seele wünschen mag,Zeigest du im Bilde,Vor der Sonn am heißen TagDienest du zum Schilde,Und von deiner MildeBettelt Tau der Frühlingshag.
Das ist meine Klage,Daß vor dieser PlageSelbst verstummt die Klage.Wie ich mich am TageMit den Sorgen schlage,Wie ich nächtlich zage,Was ich stündlich trage,Läßt nicht Raum der Klage.Wann, o Himmel sage,Lösest du die FrageDer Entscheidungswage,Daß ich nicht mehr zage,Sondern überschlage,Mit Geduld ertrage,und in Ruh beklage! Sonnenschein, o schlage,In die Flucht, verjageDiese Nacht der Plage!Sommer, komm, ich trageLust nach längstem Tage,Wann ich nicht mehr zageNeuer Niederlage,Und am SarkophageDes Verlornen klage!
Tadel mußt du lernen tragen,Dir die Wahrheit lassen sagen,Nicht darüber dich beklagen,Wenn es heilsam dich wird nagen.Aber, wenn es Tölpel wagen,Grob zu sein mit Wohlbehagen,Dir die Achtung zu versagen,Die den Tadel sollten tragen,Sollst du nichts nach ihnen fragenOder sie ins Antlitz schlagen.
O Sonn´, o Meer, o Rose!Wie wenn die Sonne triumphierend sichHebt über Sterne, die am Himmel stunden,Ein Schimmer nach dem andern leis´ erblich,Bis alle sind in einen Glanz geschwunden;So hab´ ich, Liebste, dichGefunden: Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden,GeschwundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn des Meeres Arme aufthun sichDen Strömen, die nach ihnen sich gewunden,Hinein sich diese stürzen brünstiglich,Bis sie die Ruh im tiefen Schooß gefunden;So, Liebste, hab´ ich dichEmpfunden:Sich hat mein Herz mit allen SehnsuchtswundenEntbundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn im Frühling tausendfältig sichEin buntes Grün hat ringend losgewunden,Ein hadernd Volk, bis Rose königlichEintretend, es zum Kranz um sich verbunden;So, Liebste, hab´ ich dichUmwunden:Der Kranz des Daseyns muß sich blühend runden,GebundenIn dich.
Ich bin müde, sterbensmüde;Ich bin müde, lebensmüde;Dieses Bangens und Verlangens,Dieses Hoffens, Bebens müde;Dieses zwischen Erd´ und HimmelAuf- und Niederschwebens müde;Dieses spinnengleichen WesensHirngespinste-Webens müde;Müde dieser TorenweisheitStolzen Überhebens müde.Auf, o Geist, in diesen FesselnRing dich nicht vergebens müde!Schwing dich auf zu deinem Äther,Des am Staube Klebens müde.
Wohl endet Tod des Lebens Not,Doch schauert Leben vor dem Tod.Das Leben sieht die dunkle Hand,Den hellen Kelch nicht, den sie bot.So schauert vor der Lieb´ ein Herz,Als wie vom Untergang bedroht.Denn wo die Lieb´ erwachet, stirbtDas Ich, der dunkele Despot.Du laß ihn sterben in der NachtUnd atme frei im Morgenrot!
Es kamen grüne VögeleinGeflogen her vom Himmel,und setzten sich im SonnenscheinIn fröhlichem GewimmelAll an des Baumes Äste,Und saßen da so festeAls ob sie angewachsen sein.Sie schaukelten in Lüften lauAuf ihren schwanken Zweigen,Sie aßen Licht und tranken Tau,Und wollten auch nicht schweigen,Sie sangen leise, leiseAuf ihre stille WeiseVon Sonneschein und Himmelblau...