Es kommt der Regen des Frühlings,Und bringt den Segen des Frühlings.Die Blumen stehen und wartenAn allen Stegen des Frühlings,Und Düfte streuen die LüfteAuf allen Wegen des Frühlings.Doch mein Gemüth ist beklommenIn Kummer wegen des Frühlings;Wie ich soll feiern die Feier,Ich bin verlegen, des Frühlings?Mir ist im Froste des WintersDie Lust erlegen des Frühlings.Bis euch, ihr Blumen, die blühtetIn Lustgehegen des Frühlings,Mir neu anreget zu blühenEin Hauch anregendes Frühlings;Hab’ ich, ein trauriger Gärtner,Das Grab zu pflegen des Frühlings.
Wie sich die Zeit des Verstandes verschiebt,da doch die Jahre nicht säumen:Leider in Träumen und Schäumensind mir so viele verstaubt und verstiebt.Neigung, sie läßt sich nicht zäumen,wie das Laub in den Bäumenunwiderstehlich von frischem schiebt.So in den blühenden Räumendes Frühlings bin ich nun wieder verliebt.
Du bist die Rose meiner Liebe,Die Ros´ auf meines Herzens FlurEs waren andre BlumentriebeVorahnung meiner Rose nur.Es kam der Flor, daß er zerstiebe,Verschwinden mußte jede Spur,Daß Raum für meine Rose bliebe,Die mir zu bleiben ewig schwur.
Der Frost hat mir bereifet des Hauses Dach;Doch warm ist mirs geblieben im Wohngemach.Der Winter hat die Scheitel mir weiß gedeckt;Doch fließt das Blut, das rote, durchs Herzgemach.Der Jugendflor der Wangen, die Rosen sindGegangen, all gegangen einander nach.Wo sind sie hingegangen? ins Herz hinab:Da blühn sie nach Verlangen, wie vor so nach.Sind alle Freudenströme der Welt versiegt?Noch fließt mir durch den Busen ein stiller Bach.Sind alle Nachtigallen der Flur verstummt?Noch ist bei mir im stillen hier eine wach.Sie singet: Herr des Hauses! verschleuß dein Tor,Daß nicht die Welt, die kalte, dring ins Gemach.Schleuß aus den rauhen Odem der Wirklichkeit,Und nur dem Duft der Träume gib Dach und Fach.Ich habe Wein und Rosen in jedem Lied,Und habe solcher Lieder noch tausendfach.Vom Abend bis zum Morgen und Nächte durchWill ich dir singen Jugend und Liebesach.
Abzuschaffen geschärfte Todesarten,Abzustellen den Graus der Folterkammern,War wol unseren aufgeklärten ZeitenVorbehalten zu einem Ruhm. Doch leiderDaß unschuldige Menschenleben gleichwohl,Von Krankheiten gespannt auf Folterbetten,Schwerem langsamem Tod entgegen schmachten!Ach wenn menschlicher auch die Menschen wurden,Unsre Mutter Natur, sie ist bei ihrerAlten heiligen Barbarei geblieben.
Wenn du nach Ehre strebst, die dir die Welt soll geben,So mußt du, statt dir selbst, ihr zu Gefallen leben.Nicht leben in der Tat, nur leben auf den Schein;Nicht was du selber willst, was sie will, mußt du sein.Wenn du nach Reichtum strebst, nach welchem alle streben,mußt du darum in Kampf mit allen dich begeben;Was andre haben, mußt du dir verloren achten,Und was du haben willst, zu rauben ihnen trachten.Und wenn du gar zugleich geehrt willst sein und reich,So mußt du sein der Welt ein Freund und Feind zugleich;Mußt stehlen ihren Schatz und stehlen ihre Gunst;Das ist die mißlichste und undankbarste Kunst.Darum rat´ ich: Laß die Welt, wen sie will ehren, ehren,Und ihren Sold, wer ihn begehren will, begehren.Sich selbst in Ehren und sich selber reich zu halten,Ist Mannes Würd´ und Kraft, derselben sollst du walten.
Sechs Wörtchen nehmen mich in Anspruch jeden Tag:Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.Ich soll, ist das Gesetz, von Gott ins Herz geschrieben,Das Ziel, nach welchem ich bin von mir selbst getrieben.Ich muß, das ist die Schrank´, in welcher mich die WeltVon einer, die Natur von andrer Seite hält.Ich kann, das ist das Maß der mir verlieh´nen Kraft,Der That, der Fertigkeit, der Kunst und Wissenschaft.Ich will, die höchste Kron´ ist dieses, die mich schmückt,Der Freiheit Siegel, das mein Geist sich aufgedrückt.Ich darf, das ist zugleich die Inschrift bei dem Siegel,Beim aufgethanen Thor der Freiheit auch ein Riegel.Ich mag, das endlich ist, was zwischen allen schwimmt,Ein Unbestimmtes, das der Augenblick bestimmt.Ich soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag,Die sechse nehmen mich in Anspruch jeden Tag.Nur wenn du stets mich lehrst, weiß ich, was jeden TagIch soll, ich muß, ich kann, ich will, ich darf, ich mag.
Zwölf Freier möcht´ ich haben, dann hätt´ ich genug,Wenn alle schön wären und alle nicht klug.Einen, um vor mir herzulaufen,Einen, um hinter mir drein zu schnaufen;Einen, um mir Spaß zu machen,Und einen, um darüber zu lachen;Einen traurigen, den wollt´ ich schon fröhlich herzen,Einen lustigen, ich wollt´ ihm vertreiben das Scherzen.Einem, dem reicht´ ich die rechte Hand,Einem, dem gäb´ ich die linke zum Pfand;Einem, dem schenkt´ ich ein freundlich Nicken,Einem, dem gäb´ ich ein holdes Blicken;Noch einem, dem gäb´ ich vielleicht einen Kuß,Und dem letzten mich selber aus Überdruß.
Verwelkte Blume, Menschenkind man senkt gelind dich in die Erd´ hinunter. Dann wird ob dir die Wiese grün und Blumen blüh´n und du blühst mitten darunter.
Mit jeder Sprache mehr, die du erlernst, befreistDu einen bis daher in dir gebundnen Geist,Der jetzo tätig wird mit eigner Denkverbindung,Dir aufschließt unbekannt gewes´ne Weltempfindung,Empfindung, wie ein Volk sich in der Welt empfunden;Nun diese Menschheitsform hast du in dir gefunden.Ein alter Dichter, der nur dreier Sprachen GabenBesessen, rühmte sich, der Seelen drei zu haben.Und wirklich hätt´ in sich nur alle MenschengeisterDer Geist vereint, der recht wär´ aller Sprachen Meister.