Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;Du sagst, du drehest dich um mich.Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich werdein meinen Nächten hell durch dich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;sie sagen, du veränderst dich. Allein du änderst nur die Lichtgebärdeund liebst mich unveränderlich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde,nur mein Erdenschatten hindert dich,die Liebesfackel stets am Sonnenherdezu zünden in der Nacht für mich.
Sind ein Paar kalterFreunde Winter und Alter:Winter schröpfend,Alter erschöpfend;Winter zwackend,Alter plackend;Winter pustend,Alter hustend;Winter geht,Alter steht:Gerne wär´ ich der beiden quitt,nähme Winter das Alter mit.
Es ist ein alter Spruch: das beste LeichentuchIst Redlichkeit, sie würzt den Tod mit Wohlgeruch.Es ist ein alter Spruch: wenn sie mit dir nun schreitenZu Grabe, werden sie verschieden dich begleiten.Dein einer Freund, dein Gut, bleibt hinter dir im Haus;Dein andrer Freund, dein Ruhm, fliegt in die Welt hinaus.Dein dritter Freund, dein Freund, begleitet dich ans Grab,Und kehret um, sobald er warf die Scholl hinab.Die Liebe schickt vielleicht dir ein paar Thränen nachDoch auf der großen Reis´ ist dies Geleite schwach.Ein gut Gewissen nur wird bei der Hand dich fassen,Nur der Geleitsmann wird dich nimmermehr verlassen.Und was du Gutes hast vorausgesandt mit Beten,Tritt dir entgegen dort, und wird dich dort vertreten.
Beim Hauch des Morgens und der Mitternächte SchauerFühl ich die Trauer, daß die Welt hat keine Dauer;Daß wir am Anfang schon dem End entgegen gehnUnd doch am Ende noch beim Anfang immer stehn.Bald haben wirs verwacht, bald haben wirs verträumt,Nie säumend Tag und Nacht, das Glück ist stets versäumt.
Die Welt ist da mit ihren Plagen,Die nicht von ihr zu trennen sind.Willst du die Welt, so mußt du tragenAuch ihre Plagen, Menschenkind;Und willst du ihnen dich entschlagen,Entschlage dich der Welt geschwind!Die Welt ist da mit ihren Plagen,Die nicht von ihr zu trennen sind.Dem Süßen mußt du auch entsagen,Wenn Herbes dir ist ungelind;Nicht nach der Herrin darfst du fragen,Wenn dir ist lästig das Gesind;Und wenn dich nicht der Dorn soll nagen,So sei auch für die Rose blind!Die Welt ist da mit ihren Plagen,Die nicht von ihr zu trennen sind.
Stell dich in Reih´ und Glied,Das Ganze zu verstärken,Mag auch, wer´s Ganze sieht,Dich nicht darin bemerken…Das Ganze wirkt, und duBist drin mit deinen Werken.
Wohl endet Tod des Lebens Not,Doch schauert Leben vor dem Tod.Das Leben sieht die dunkle Hand,Den hellen Kelch nicht, den sie bot.So schauert vor der Lieb´ ein Herz,Als wie vom Untergang bedroht.Denn wo die Lieb´ erwachet, stirbtDas Ich, der dunkele Despot.Du laß ihn sterben in der NachtUnd atme frei im Morgenrot!
Du hast zwei Ohren und einen Mund;Willst du´s beklagen?Gar vieles sollst du hören undWenig darauf sagen.Du hast zwei Augen und einen Mund;Mach dir´s zu eigen!Gar manches sollst du sehen undManches verschweigen.Du hast zwei Hände und einen Mund;Lern´ es ermessen!Zweie sind zur Arbeit undEiner zum Essen.
Das Glück gibt um zu nehmen;Und wolltest du dich grämen,Wenn es Gegebnes nimmt,Wie es war vorbestimmt?Mußt dich entweder schämen,Unsichres anzunehmen,Oder nicht seyn ergrimmt,Wenn was zuschwamm entschwimmt.
In einem Lande möcht´ ich wohnen,Wo der Natur gesetzter ZwangHinwandeln läßt durch glüh´nde ZonenDes Jahres unverrückten Gang;Wo nach des Winters RegengüssenEin langer fester Sommer kommtUnd auch die Menschen fühlen müssen,Daß nicht ein wirrer Wechsel frommt.Und wäre das mir nicht beschieden,So möcht´ ich wohnen an dem Pol,Wo eines tiefen Winters FriedenIch mir ließ auch gefallen wohl;Da muß des Menschen Geist versenkenSich können in des Daseins SchachtUnd still sich nach den Sternen lenkenIn ewig heller Winternacht.Unselig ist der Mitte Schwanken,Dem hier wir unterworfen sind,Wo Stunden wechseln wie GedankenUnd die Gedanken wie der Wind;Wo keine ruhige EntfaltungErlaubt des Jahrlaufs wilde HastUnd in verworrner WelthaushaltungMensch und Natur hat nirgends Rast.