Warum sind deine Augen denn so naß?Ich habe der Liebsten ins Auge geschaut,So lange bis mir die meinen sind übergegangen,Warum sind deine Wangen denn so blaß, so blaß?Es sind die Rosen, die ich gebaut,Vor Sehnsucht hinüber gewandelt auf ihre Wangen.
Die Sprache ging durch Busch und Gehege,Sie bahnte sich ihre eigenen Wege.Und wenn sie einmal verirrt im Wald,Doch fand sie zurecht sich wieder bald.Sie ging einmal den gebahnten Steg,Da trat ein Mann ihr in den Weg.Die Sprache sprach: Wer bist du, Dreister?Er sprach: Dein Lehrer und dein Meister.Die Sprache dacht´ in ihrem Sinn:Bin ich nicht selber die Meisterin?Aber sie ließ es sich gefallen,Ein Streckchen mit ihrem Meister zu wallen.Der Meister sprach in einem fort,Er ließ die Sprache nicht kommen zum Wort.Er hatt´ an ihr gar manches zu tadeln,Sie sollte doch ihren Ausdruck adeln.Die Sprache lächelte lang´ in Huld,Endlich kam ihr die Ungeduld.Da fing sie an, daß es ihn erschreckte,Zu sprechen in einem Volksdialekte.Und endlich sprach sie gar in Zungen,Wie sie vor tausend Jahren gesungen.Sie konnt´ es ihm am Maul ansehn,Daß er nicht mocht´ ein Wort verstehn.Sie sprach: Wie du mich siehst vor dir,Gehört´ das alles doch auch zu mir;Das solltest du doch erst lernen fein,Eh´ du wolltest mein Lehrer sein.Drauf gingen sie noch ein Weilchen fort,Und der Meister führte wieder das Wort.Da kamen sie, wo sich die Wege teilten,Nach jeder Seit´ auseinander eilten.Die Sprache sprach: Was rätst nun du?Der Meister sprach: Nur gerade zu!Nicht rechts, und links nicht ausgeschritten;Immer so fort in der rechten Mitten!Die Sprache wollt´ einen Haken schlagen,Der Meister packte sie beim Kragen:Du rennst mein ganz System übern Haufen.Wenn du so willst in die Irre laufen.Die Sprache sprach: Mein guter Mann,Was geht denn dein System mich an?Du deutest den Weg mir mit der Hand,Ich richte mich nach der Sonne Stand;Und wenn die Stern´ am Himmel stehn,So lassen auch die mich nicht irre gehn.Macht ihr nur keinen Dunst mir vor,Daß ich sehn kann den ewigen Chor.Doch daß ich jetzo mich links will schlagen,Davon kann ich den Grund dir sagen:Ich war heut´ früh rechts ausgewichen,Und so wird´s wieder ausgeglichen.
Um MitternachtHab´ ich gewachtUnd aufgeblickt zum Himmel;Kein Stern vom SterngewimmelHat mir gelachtUm Mitternacht.Um MitternachtHab´ ich gedacht,Hinaus in dunkle Schranken;Es hat kein LichtgedankenMir Trost gebrachtUm Mitternacht.Um MitternachtNahm ich in AchtDie Schläge meines Herzens;Ein einz´ger Puls des SchmerzensWar angefachtUm Mitternacht.Um MitternachtKämpft´ ich die Schlacht,O Menschheit, deiner Leiden;Nicht könnt´ ich sie entscheidenMit meiner MachtUm Mitternacht.Um MitternachtHab´ ich die MachtIn deine Hand gegeben;Herr über Tod und Leben,Du hältst die WachtUm Mitternacht.
Leben lassen, um zu leben,gelten lassen, um zu gelten;nicht, was dir nicht ansteht, schelten,weil es andern ansteht eben;diese Lehre laß dir geben;eine bessere gab man selten.
Das ist meine Klage,Daß vor dieser PlageSelbst verstummt die Klage.Wie ich mich am TageMit den Sorgen schlage,Wie ich nächtlich zage,Was ich stündlich trage,Läßt nicht Raum der Klage.Wann, o Himmel sage,Lösest du die FrageDer Entscheidungswage,Daß ich nicht mehr zage,Sondern überschlage,Mit Geduld ertrage,und in Ruh beklage! Sonnenschein, o schlage,In die Flucht, verjageDiese Nacht der Plage!Sommer, komm, ich trageLust nach längstem Tage,Wann ich nicht mehr zageNeuer Niederlage,Und am SarkophageDes Verlornen klage!
In einem Lande möcht´ ich wohnen,Wo der Natur gesetzter ZwangHinwandeln läßt durch glüh´nde ZonenDes Jahres unverrückten Gang;Wo nach des Winters RegengüssenEin langer fester Sommer kommtUnd auch die Menschen fühlen müssen,Daß nicht ein wirrer Wechsel frommt.Und wäre das mir nicht beschieden,So möcht´ ich wohnen an dem Pol,Wo eines tiefen Winters FriedenIch mir ließ auch gefallen wohl;Da muß des Menschen Geist versenkenSich können in des Daseins SchachtUnd still sich nach den Sternen lenkenIn ewig heller Winternacht.Unselig ist der Mitte Schwanken,Dem hier wir unterworfen sind,Wo Stunden wechseln wie GedankenUnd die Gedanken wie der Wind;Wo keine ruhige EntfaltungErlaubt des Jahrlaufs wilde HastUnd in verworrner WelthaushaltungMensch und Natur hat nirgends Rast.
Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;Du sagst, du drehest dich um mich.Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß ich werdein meinen Nächten hell durch dich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde;sie sagen, du veränderst dich. Allein du änderst nur die Lichtgebärdeund liebst mich unveränderlich. Du bist mein Mond, und ich bin deine Erde,nur mein Erdenschatten hindert dich,die Liebesfackel stets am Sonnenherdezu zünden in der Nacht für mich.
Nie stille steht die Zeit, der Augenblick entschwebt,Und den du nicht benutzt, den hast du nicht gelebt.Und du auch stehst nie still, der gleiche bist du nimmer,Und wer nicht besser wird, ist schon geworden schlimmer.Wer einen Tag der Welt nicht nutzt, hat ihr geschadet,Weil er versäumt, wozu ihn Gott mit Kraft begnadet.
O Sonn´, o Meer, o Rose!Wie wenn die Sonne triumphierend sichHebt über Sterne, die am Himmel stunden,Ein Schimmer nach dem andern leis´ erblich,Bis alle sind in einen Glanz geschwunden;So hab´ ich, Liebste, dichGefunden: Du kamst, da war, was je mein Herz empfunden,GeschwundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn des Meeres Arme aufthun sichDen Strömen, die nach ihnen sich gewunden,Hinein sich diese stürzen brünstiglich,Bis sie die Ruh im tiefen Schooß gefunden;So, Liebste, hab´ ich dichEmpfunden:Sich hat mein Herz mit allen SehnsuchtswundenEntbundenIn dich.O Sonn´, o Meer, o Rose !Wie wenn im Frühling tausendfältig sichEin buntes Grün hat ringend losgewunden,Ein hadernd Volk, bis Rose königlichEintretend, es zum Kranz um sich verbunden;So, Liebste, hab´ ich dichUmwunden:Der Kranz des Daseyns muß sich blühend runden,GebundenIn dich.
Ich trage still,Weil ich nicht will,Daß man mich höre klagen;Ich trag allein,Die Last ist mein,Kein andrer soll sie tragen.Ich habe bis auf diesen TagSoviel getragen Schmerz und Pein;Ich hoffe, was da kommen mag,Es wird nun auch zu tragen sein.