Ich bin mit meiner Liebevor Gott gestanden,und stellte diese Triebezu seinen Handen.Ich bin von diesen Triebennun unbetreten:Ich kann dich, Liebster,lieben zugleich und beten.
Weltklugheit rät dir an: Verachte keinen Mann!Du weißt nicht, wie er dir noch nützen, schaden kann.Die Liebe gibt dir ein: Lieb alles, groß und klein!Der höchsten Liebe wert wirst du dadurch allein.O sieh, den Streit der Welt versöhnt ein Gotteshauch!Wer Himmelsliebe hat, der hat Weltklugheit auch.
Zuwenig und zuvielist beides ein Verdruß;so fehl ist überm Zielwie unterm Ziel ein Schuß.Zuwenig und zuvielist gleich sehr unvollkommen;im ernst ist und im Spieldas rechte Maß willkommen.
Ist Liebe so verstricktoder ich so ungeschickt?Als ich es mit ihr begonnen,und ihr Netz mich eingesponnen,wenn sie manch Kuß mir lieh,ob sie liebte? wuß’t ich nie.Und nachdem das Netz zerrissen,schein’ ich noch es nicht zu wissen,wenn sie einen Blick mir gibt,ob sie mich noch jetzo liebt?
Um MitternachtHab´ ich gewachtUnd aufgeblickt zum Himmel;Kein Stern vom SterngewimmelHat mir gelachtUm Mitternacht.Um MitternachtHab´ ich gedacht,Hinaus in dunkle Schranken;Es hat kein LichtgedankenMir Trost gebrachtUm Mitternacht.Um MitternachtNahm ich in AchtDie Schläge meines Herzens;Ein einz´ger Puls des SchmerzensWar angefachtUm Mitternacht.Um MitternachtKämpft´ ich die Schlacht,O Menschheit, deiner Leiden;Nicht könnt´ ich sie entscheidenMit meiner MachtUm Mitternacht.Um MitternachtHab´ ich die MachtIn deine Hand gegeben;Herr über Tod und Leben,Du hältst die WachtUm Mitternacht.
Glücklich ihr, daß ihr der Welt entronnen,Eh das Netz der Wirrung euch umsponnen,Das um die da leben wirft das Leben,Und nicht Einsicht kann´s, nur Tod, entweben.Wie sich Fremden, die sich lieben sollten,Selbst sich wehthun, die sich wohlthun wollten,Und so selten nur sich zwei verstehen,Die zusammen eines Weges gehen.Dieses Streits, mit halberwachtem Sinne,Glückliche, seid ihr nicht worden inne,Und nun seid ihr, wo er euch nicht irret,Ihr entwirrt seht alles was uns wirret.
Nie stille steht die Zeit, der Augenblick entschwebt,Und den du nicht benutzt, den hast du nicht gelebt.Und du auch stehst nie still, der gleiche bist du nimmer,Und wer nicht besser wird, ist schon geworden schlimmer.Wer einen Tag der Welt nicht nutzt, hat ihr geschadet,Weil er versäumt, wozu ihn Gott mit Kraft begnadet.
Liebst du um Schönheit, o nicht mich liebe!Liebe die Sonne, sie trägt ein goldnes Haar!Liebst du um Jugend, o mich nicht liebe!Liebe den Frühling, der jung ist jedes Jahr!Liebst du um Schätze, o nicht mich liebe!Liebe die Meerfrau, sie hat viel Perlen klar!Liebst du um Liebe, o ja, mich liebe!Liebe mich immer, dich lieb´ ich immerdar.
Es kommt der Regen des Frühlings,Und bringt den Segen des Frühlings.Die Blumen stehen und wartenAn allen Stegen des Frühlings,Und Düfte streuen die LüfteAuf allen Wegen des Frühlings.Doch mein Gemüth ist beklommenIn Kummer wegen des Frühlings;Wie ich soll feiern die Feier,Ich bin verlegen, des Frühlings?Mir ist im Froste des WintersDie Lust erlegen des Frühlings.Bis euch, ihr Blumen, die blühtetIn Lustgehegen des Frühlings,Mir neu anreget zu blühenEin Hauch anregendes Frühlings;Hab’ ich, ein trauriger Gärtner,Das Grab zu pflegen des Frühlings.
Du bist die Rose meiner Liebe,Die Ros´ auf meines Herzens FlurEs waren andre BlumentriebeVorahnung meiner Rose nur.Es kam der Flor, daß er zerstiebe,Verschwinden mußte jede Spur,Daß Raum für meine Rose bliebe,Die mir zu bleiben ewig schwur.