Ein ganz kleines Reh stand am ganz kleinen BaumStill und verklärt wie im Traum.Das war des Nachts elf Uhr zwei.Und dann kam ich um vierMorgens wieder vorbei,Und da träumte noch immer das Tier.Nun schlich ich mich leise – ich atmete kaum –Gegen den Wind an den Baum,Und gab dem Reh einen ganz kleinen Stips.Und da war es aus Gips.
Es lohnt sich doch, ein wenig lieb zu seinUnd alles auf das Einfachste zu schrauben,Und es ist gar nicht Großmut zu verzeihn,Daß andere ganz anders als wir glauben.Und stimmte es, daß Leidenschaft NaturBedeutete im Guten und im Bösen,Ist doch ein Knoten in dem Schuhband nurMit Ruhe und mit Liebe aufzulösen.
Sie sprangen aus rasender EisenbahnUnd haben sich gar nicht weh getan.Sie wanderten über Geleise,Und wenn ein Zug sie überfuhr,Dann knirschte nichts. Sie lachten nur.Und weiter ging die Reise.Sie schritten durch eine steinerne Wand,Durch Stacheldrähte und Wüstenbrand,Durch Grenzverbote und SchrankenUnd durch ein vorgehaltnes Gewehr,Durchzogen viele Meilen Meer. –Meine Gedanken. –Ihr Kurs ging durch, ging nie vorbei.Und als sie dich erreichten,Da zitterten sie und erbleichtenUnd fühlten sich doch unsagbar frei.
Du alter Stachelkaks,Du bist kein Bohnerwachs,Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,Sondern du bist nur ein bißchen verrückt.Ich weiß, daß du wenig trinkst.Du hast auch keinerlei Duft.Aber, ohne daß du selber stinkst,Saugst du Stubenmief ein wie Tropenluft.Du springst niemals Menschen an oder Vieh.Wer aber mit Absicht oder versehentlichSich einmal auf dichSetzte, vergißt dich nie.Ein betrunkener, lachender NegerSchenkte dich mir, du lustiges Kleines,Daß ich den Vater ersetze dir kantigem AblegerEines verrückten, stets starren Stachelschweines.
Liebe auch läßt sich den Wellen vergleichen,Sehnsucht wälzt ihre Wogen zum Ziele,flüchtendes Nahen, nahendes Weichen,heiligster Ernst und doch schönstes der Spiele.Dieses Erkämpfen mit Raunen und Rosenschon mit der Venus den Wellen entstiegs,süß vom verstohlenen Augenkosenbis zu dem Kusse, dem Siegel des Siegs.
Weil jeder sie so entzückendGrün und natürlich fand,Ging die große MimoseVon Hand zu Hand.Und ging und lebte, ward müde und schlief.Und ward herumgereicht.Und wünschte sich vielleicht – vielleicht! –Ganz tiefSo unempfindlich zu seinWie ein Stein.Und wie sie trotzdem wunderbarOrganisch grün und wissend klarGedieh,Umschwärmten, liebten, achteten sieDie Menschen und die Tiere,Merkten aber fast nie,Daß sie keine Rose,Daß sie eine große Mimose war.
Ein Pflasterstein,Der war einmalUnd wurde viel beschritten.Er schrie: "Ich bin ein MineralUnd muß mir ein für allemalDergleichen streng verbitten!"Jedoch den Menschen fiel´s nicht ein,Mit ihm sich zu befassen,Denn Pflasterstein bleibt PflastersteinUnd muß sich treten lassen.
Sie haben das mächtige Meer unterm BauchUnd über sich Wolken und Sterne.Sie lassen sich fahren vom himmlischen HauchMit Herrenblick in die Ferne.Sie schaukeln kokett in des Schicksals HandWie trunkene Schmetterlinge.Aber sie tragen von Land zu LandFürsorglich wertvolle Dinge.Wie das im Winde liegt und sich wiegt,Tauwebüberspannt durch die Wogen,Da ist eine Kunst, die friedlich siegt,Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.Es rauscht wie die Freiheit. Es riecht wie Welt –Naturgewordene PlankenSind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhelltUnd weitet unsere Gedanken.
Dunkel war´s, der Mond schien helle, Schnee lag auf der grünen Flur, als ein Auto blitzeschnelle langsam um die Ecke fuhr. Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschossner Hase auf der Sandbank Schlittschuh lief. Auf einer roten Bank, die blau angestrichen war, saß ein blondgelockter Jüngling mit kohlrabenschwarzem Haar. Neben ihm ´ne alte Schrulle, die kaum erst sechzehn war. Diese aß ´ne Butterstulle, die mit Schmalz bestrichen war. Droben auf dem Apfelbaume, der sehr süße Birnen trug, hing des Frühlings letzte Pflaume und an Nüssen noch genug. Eine Kuh, die saß im Schwalbennest mit sieben jungen Ziegen, die feierten ihr Jubelfest und fingen an zu fliegen. Der Esel zog Pantoffel an, ist übers Haus geflogen, und wenn das nicht die Wahrheit ist, so ist es doch gelogen.
Sieh, ich war so oft allein,Und ich lernte gleich den Zweigen,Gleich dem Stein,Träume wachen, Worte schweigen.Denke, daß ich Dichter bin.Eure Sonne ist nicht meine.Nimm als Freund mich hin,Wenn ich dir auch fremd erscheine.Laß mich lauschen aus der Ferne,Wenn ihr tanzend schwebt,Daß auch ich das Schwere lerne:Wie man narrenglücklich lebt.