Ein Federchen flog über Land;Ein Nilpferd schlummerte im Sand.Die Feder sprach: Ich will es wecken. Sie liebte, andere zu wecken.Aufs Nilpferd setzte sich die FederUnd streichelte sein dickes Leder.Das Nilpferd öffnete den RachenUnd mußte ungeheuer lachen.
Ein bißchen krummGehn alle Pfade.Allzu geradeWär gar zu dumm.Ein bißchen schiefSoll jeder Turm seinUnd jedes O-Bein – Drum wollen wir froh sein.Daß wir kein Wurm sein.Das Alter krümmt sogarHöchste Fürstlichkeiten.Was niemals grade war,Krümmt sich beizeiten.
Es wechseln die Moden,Aber der Hosenbodensitzt sinngemäßImmer unterm Gesäß.Bunt stimmt viel froherAls beispielsweise Grau.Aber viel sowiesoerreizt der Busen der Frau.Das nächste Mal gedenke ichAls ganz Nackter mitzumachen.Und auch dies Kostüm verschenke ich.Nur damit die Leute lachen.
Weihnacht war es auf tosender See.Haushohe Wellen an Luv und an Lee.Am Ruder stand Jürgens Claus;Sah bald auf den Kompaß und bald voraus.Die eisernen Speichen lenkte er festUnd führte verwegenDurch Sturm und RegenDas ächzende Schiff nach West-Nord-West.Wuchtige Seen mit schäumender GischtFegten das Deck,Doch er wich nicht vom Fleck,Er rührte sich nicht,Ob auch vom Südwester übers Gesicht,Ob von der Stirn in den struppigen BartDas salzige, eisige Wasser ihm rann. -So etwas bleibt keinem Seemann erspart.Jürgens Claus stand seinen Mann. --West-Nord-West lag an.Und er sah auf den Kompaß, vom Wetter umtost,Wehrte behende dem tückischen SchwankenDer kleinen Nadel. Doch in GedankenFlog er gen Ost-Süd-Ost;Flog in ein fernes Fischerhaus.Dort war er daheim, Jürgens Claus.Es war ein armer,Doch traulich warmerUnd freundlicher Raum.Die Kuckucksuhr war eben verklungen.Still malte der Feuerschein an den Wänden.Im Lehnstuhl unter dem WeihnachtsbaumSaß Mutter und hielt wie im TraumIn ihren alten, zitternden HändenDen letzten Brief von ihrem Jungen. -Er wußte, er war ja ihr einziges Glück. --´Was ist der Kurs?´ erklang es von oben.´Recht West-Nord-West!´ gab Claus zurück.Die eisernen Speichen lenkte er festUnd führte voll Kraft und kühnem MutDas ächzende Schiff gen West-Nord-West.Claus Jürgens stand seinen Mann.War es wohl salzige Meeresflut,Was heiß ihm über die Wangen rann?
Ich kann mein Buch doch nennen, wie ich willUnd orthographisch nach Belieben schreiben!Wer mich nicht lesen mag, der laß es bleiben.Ich darf den Sau, das Klops, das KrokodilUnd jeden andern Gegenstand bedichten,Darf ich doch ungestört daheimAuch mein Bedürfnis, wie mir´s paßt, verrichten.Was könnte mich zu Geist und reinem Reim,Was zu Geschmack und zu Humor verpflichten? -Bescheidenheit? – captatio – oho!"Und wer mich haßt, – sie mögen mich nur hassen!Ich darf mich gründlich an den Hintern fassenSowie an den avant-propos.
Bindfaden, an den ich denke,Kurz warst du, und lang ist´s her.Ohne dich wäre das so schwerUnd so hoffnungslos gewesen.Auf der Straße von mir aufgelesen,Halfst du mir,Mir und meiner Frau. – Wir danken dir,Ich und meine Frau.Bindfaden, du dünne KleinigkeitWurdest mir zum Tau. –Damals war Hungerszeit;Und ich hätte ohne dich in jener NachtDen Kartoffelsack nicht heimgebracht.
Es äugt ein Wunsch aus mir nach der Uhr.Der lauscht auf BriefträgerschritteUnd murmelt unaufhörlich nurDie Worte "bitte, bitte".Sich schämend richtet sein GebetDie Ohren nach der Klingel.Ein Brief soll läuten. Darauf steht:"An Herrn Joachim Ringel –"Ha! Klingelt schon! Und kommt ein Brief. –Nicht der, den ich wollte lesen.Einschlafende Hoffnung atmet tief,Träumt ab, was niemals gewesen.
Es gehen Menschen vor mir hinUnd gehen mir vorbei, und keinerDavon ist so, wie ich es bin.Es blickt ein jedes so nach seinerGegebenen Art in seine Welt.Wer hat die Menschen so entstellt?Ich sehe sie getrieben treiben.Warum sie wohl nie stehenbleiben,Zu sehen, was nach ihnen sieht?Warum der Mensch vorm Menschen flieht?Und eine weiße Weite SchneeVerdreckt sich unter ihren Füßen.So viele Menschen. Mir ist weh:Keinen von ihnen darf ich grüßen.
Des Sommers weiße Wolkengrüße zieh´n stumm den Vogelschwärmen nach, die letzte Beere gärt voll Süße, zärtliches Wort liegt wieder brach. Und Schatten folgt den langen Wegen aus Bäumen, die das Licht verfärbt, der Himmel wächst, in Wind und Regen stirbt Laub, verdorrt und braun gegerbt. Der Duft der Blume ist vergessen, Frucht birgt und Sonne nun der Wein und du trägst, was dir zugemessen, geklärt in deinen Herbst hinein.
Nun zeigt ein Brief, daß ich zu langeNicht sonderlich zu dir gewesen bin.Ich nahm das Gute als Gewohnheit hin.Und ich vergaß, was ich verlange.Verzeih mir. - Ich weiß, daß frommeGedanken rauh gebettet werden müssen.Ich danke jetzt. - Wenn ich nach Hause komme,Will ich dich so wie vor zehn Jahren küssen.