Ein edler Mensch kann einem engen KreiseNicht seine Bildung danken. VaterlandUnd Welt muß auf ihn wirken. Ruhm und TadelMuß er ertragen lernen. Sich und andereWird er gezwungen, recht zu kennen. IhnWiegt nicht die Einsamkeit mehr schmeichelnd ein.Es will der Feind, – es darf der Freund nicht schonen.Dann übt der Jüngling streitend seine Kräfte,Fühlt, was er ist und fühlt sich bald ein Mann.
Zu erfinden, zu beschließen,Bleibe, Künstler, oft allein;Deines Wirkens zu genießen,Eile freudig zum Verein!Dort im Ganzen schau, erfahreDeinen eignen Lebenslauf,Und die Taten mancher JahreGehn dir in dem Nachbar auf. [...]Wohl erfunden, klug ersonnen,Schön gebildet, zart vollbracht,So von jeher hat gewonnenKünstler kunstreich seine Macht.Zu des Lebens lustigem SitzeEignet sich ein jedes Land.
Der Storch, der sich vom Fisch und Wurmin unserem Teiche nähret,was nistet er auf dem Kirchenturm,wo er nicht hingehört? Dort klappert und klappert er genug,verdrießlich anzuhören;doch wagt es weder Alt noch Jung,ihm in das Nest zu stören. Wodurch – gesagt mit Reverenz –kann er sein Recht beweisenals durch die löbliche Tendenz,aufs Kirchendach zu ...?
Pilgers MorgenliedAn LilaMorgennebel, Lila,Hüllen deinen Turn um.Soll ich ihn zumLetztenmal nicht sehn!Doch mir schwebenTausend BilderSeliger ErinnerungHeilig warm ums Herz.Wie er so stand,Zeuge, meiner Wonne,Als zum erstenmalDu dem FremdlingÄngstlich liebevollBegegnetest,Und mit einemmalEwge FlammenIn die Seel ihm warfst! –Zische, Nord!Tausend-schlangenzüngigMir ums Haupt!Beugen sollst du´s nicht!Beugen magst duKindscher Zweige Haupt,Von der SonneMuttergegenwart geschieden.Allgegenwärtge Liebe!Durchglühst mich,Beutst dem Wetter die Stirn,Gefahren die Brust,Hast mir gegossenIns früh welkende HerzDoppeltes Leben,Freude zu leben,Und Mut!
Ein großer Teich war zugefroren, Die Fröschlein in der Tiefe verloren, Durften nicht ferner quaken noch springen, Versprachen sich aber, im halben Traum, Fänden sie nur da oben Raum, Wie Nachtigallen wollten sie singen. Der Tauwind kam, das Eis zerschmolz, Nun ruderten sie und landeten stolz Und saßen am Ufer weit und breit Und quakten wie vor alter Zeit.
Amerika, du hast es besserAls unser Kontinent, das alte,Hast keine verfallene SchlösserUnd keine Basalte.Dich stört nicht im InnernZu lebendiger ZeitUnnützes ErinnernUnd vergeblicher Streit.
Grau und trüb und immer trüber Kommt das Wetter angezogen, Blitz und Donner sind vorüber, Euch erquickt ein Regenbogen. Frohe Zeichen zu gewahren Wird der Erdkreis nimmer müde; Schon seit vielen tausend Jahren Spricht der Himmelsbogen: Friede! Aus des Regens düstrer Trübe Glänzt das Bild, das immer neue; In den Tränen zarter Liebe Spiegelt sich der Engel – Treue Wilde Stürme, Kriegeswogen Rasten über Hain und Dach; Ewig doch und allgemach Stellt sich her der bunte Bogen.
Kleine Blumen, kleine BlätterStreuen mir mit leichter HandGute junge FrühlingsgötterTändelnd auf ein luftig Band.Zephir, nimms auf deine Flügel,Schlings um meiner Liebsten Kleid;Und so tritt sie vor den SpiegelAll in ihrer Munterkeit.Sieht mit Rosen sich umgeben,Selbst wie eine Rose jung.Einen Blick, geliebtes Leben!Und ich bin belohnt genug.Fühle, was dies Herz empfindet,Reiche frei mir deine Hand,Und das Band, das uns verbindet,Sei kein schwaches Rosenband!
Ach, was soll der Mensch verlangen?Ist es besser, ruhig bleiben?Klammernd fest sich anzuhangen?Ist es besser, sich zu treiben?Soll er sich ein Häuschen bauen?Soll er unter Zelten leben?Soll er auf die Felsen trauen?Selbst die festen Felsen beben. Eines schickt sich nicht für alle!Sehe jeder, wie er´s treibe,Sehe jeder, wo er bleibe,Und wer steht, daß er nicht falle!
Zum Sehen geboren,Zum Schauen bestellt,Dem Turme geschworen,Gefällt mir die Welt.Ich blick´ in die Ferne,Ich seh´ in der Näh Den Mond und die Sterne,Den Wald und das Reh.So seh´ ich in allenDie ewige Zier,Und wie mir´s gefallen,Gefall ich auch mir.Ihr glücklichen Augen,Was je ihr gesehn,Es sei, wie es wolle,Es war doch so schön.