Wenn einem Mädchen, das uns liebt,Die Mutter strenge Lehren gibtVon Tugend, Keuschheit und von Pflicht,Und unser Mädchen folgt ihr nichtUnd fliegt mit neuverstärktem TriebeZu unsern heißen Küssen hin,Da hat daran der EigensinnSo vielen Anteil als die Liebe.Doch wenn die Mutter es erreicht,Daß sie das gute Herz erweicht,Voll Stolz auf ihre Lehren sieht,Daß uns das Mädchen spröde flieht,So kennt sie nicht das Herz der Jugend;Denn wenn das je ein Mädchen tut,So hat daran der WankelmutGewiß mehr Anteil als die Tugend.
Augen, sagt mir, sagt, was sagt ihr?Denn ihr sagt was gar zu Schönes,Gar des lieblichsten Getönes;Und in gleichem Sinne fragt ihr.Doch ich glaub euch zu erfassen:Hinter dieser Augen KlarheitRuht ein Herz in Lieb und WahrheitJetzt sich selber überlassen,Dem es wohl behagen müßte,Unter so viel stumpfen, blindenEndlich einen Blick zu finden,Der es auch zu schätzen wüßte.Und indem ich diese ChiffernMich versenke zu studieren,Laßt euch ebenfalls verführen,Meine Blicke zu entziffern!
Doch als in allerneuesten Jahrendas Weib nicht mehr gewohnt zu sparenund, wie ein jeder böser Zahler,weit mehr Begierden hat als Taler,da bleibt dem Manne viel zu dulden,wo er nur hinsieht, da sind Schulden…
Verteilet euch nach allen RegionenVon diesem heilgen Schmaus!Begeistert reißt euch durch die nächsten ZonenIns All und füllt es aus! [...]Und bald verlischt ein unbegrenztes StrebenIm selgen Wechselblick.Und so empfangt, mit Dank, das schönste LebenVom All ins All zurück.
Mit dem Vogel sind geflogenseine Kinder über´s Meer.Droben ward der Himmel trüber,drunten brausten Sturmeswogen,und die Kinder klagten sehr:Ach, wie kommen wir hinüber?Nirgends will ein Land uns winken,und die müden Schwingen sinken.-Aber ihre Mutter sagt:Kinder, bleibet unverzagt!Fühlt ihr nicht im tiefsten Innenunaufhaltsam einen Zug,neuen Frühling zu gewinnen?Auf, in jenem ist kein Trug!Der die Sehnsucht hat gegeben,er wird euch hinüberheben,und euch trösten, balde, balde,in dem jungbelaubten Walde.
Da sind sie nun! Da habt ihr sie,Die Lieder, ohne Kunst und MühAm Rand des Bachs entsprungen!Verliebt und jung und voll GefühlTrieb ich der Jugend altes SpielUnd hab sie so gesungen.Sie singe, wer sie singen mag!An einem hübschen FrühlingstagKann sie der Jüngling brauchen.Der Dichter blinzt von ferne zu,jetzt drückt ihm diätet´sche RuhDen Daumen auf die Augen.Halb scheel, halb weise sieht sein BlickEin bißchen naß auf euer GlückUnd jammert in Sentenzen.Hört seine letzten Lehren an,Er hat´s so gut wie ihr getanUnd kennt des Glückes Grenzen.Ihr seufzt und singt und schmelzt und küßtUnd jauchzet, ohne daß ihr´s wißt,Dem Abgrund in der Nähe.Flieht Wiese, Bach und Sonnenschein,Schleicht, soll´s euch wohl im Winter sein,Bald zu dem Herd der Ehe.Ihr lacht mich aus und ruft: – Der Tor!Der Fuchs, der seinen Schwanz verlor,Verschnitt´ jetzt gern uns alle. –Doch hier paßt nicht die Fabel ganz,Das treue Füchslein ohne Schwanz,Das warnt euch für der Falle.
Kleine Blumen, kleine BlätterStreuen mir mit leichter HandGute junge FrühlingsgötterTändelnd auf ein luftig Band.Zephir, nimms auf deine Flügel,Schlings um meiner Liebsten Kleid;Und so tritt sie vor den SpiegelAll in ihrer Munterkeit.Sieht mit Rosen sich umgeben,Selbst wie eine Rose jung.Einen Blick, geliebtes Leben!Und ich bin belohnt genug.Fühle, was dies Herz empfindet,Reiche frei mir deine Hand,Und das Band, das uns verbindet,Sei kein schwaches Rosenband!
In wenigen StundenHat Gott das Rechte gefunden.Wie? Wann? Und wo? – Die Götter bleiben stumm!Du halte dich ans Weil und frage nicht Warum?Willst du ins Unendliche schreiten,Geh nur im Endlichen nach allen Seiten.
Wer nie sein Brot mit Tränen aß,Wer nie die kummervollen NächteAuf seinem Bette weinend saß,Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.Ihr führt ins Leben uns hinein,Ihr laßt den Armen schuldig werden,Dann überlaßt ihr ihn der Pein;Denn alle Schuld rächt sich auf Erden.