Sagt es niemand, nur den Weisen,Weil die Menge gleich verhöhnet,Das Lebend´ge will ich preisenDas nach Flammentod sich sehnet.In der Liebesnächte Kühlung,Die dich zeugte, wo du zeugtest,Überfällt dich fremde FühlungWenn die stille Kerze leuchtet.Nicht mehr bleibest du umfangenIn der Finsternis Beschattung,Und dich reißet neu VerlangenAuf zu höherer Begattung.Keine Ferne macht dich schwierig,Kommst geflogen und gebannt,Und zuletzt, des Lichts begierig,Bist du Schmetterling verbrannt.Und so lang du das nicht hast,Dieses: Stirb und werde!Bist du nur ein trüber GastAuf der dunklen Erde.
Ja es umgibt uns eine neue Welt!Der Schatten dieser immer grünen BäumeWird schon erfreulich. Schon erquickt uns wiederDas Rauschen dieser Brunnen, schwankend wiegenIm Morgenwinde sich die jungen Zweige.Die Blumen von den Beeten schauen unsMit ihren Kinderaugen freundlich an.Der Gärtner deckt getrost das WinterhausSchon der Citronen und Orangen ab,Der blaue Himmel ruhet über unsUnd an dem Horizonte lös´t der SchneeDer fernen Berge sich in leisen Duft.
Was wird mir jede Stunde so bang? – Das Leben ist kurz, der Tag ist lang. Und immer sehnt sich fort das Herz, Ich weiß nicht recht, ob himmelwärts; Fort aber will es hin und hin Und möchte vor sich selber fliehn. Und fliegt es an der Liebsten Brust, Da ruht´s im Himmel unbewußt; Der Lebestrudel reißt es fort, Und immer hängt´s an einem Ort; Was es gewollt, was es verlor, Es bleibt zuletzt sein eigner Tor.
Alles VergänglicheIst nur ein Gleichnis;Das Unzulängliche,Hier wird´s Ereignis;Das Unbeschreibliche,Hier ist´s getan;Das Ewigweibliche Zieht uns an.
Arm am Beutel, krank am HerzenSchleppt´ ich meine langen Tage.Armut ist die größte Plage,Reichtum ist das höchste Gut!Und, zu enden meine Schmerzen,Ging ich, einen Schatz zu graben.Meine Seele sollst du haben!Schrieb ich hin mit eignem Blut.Und so zog ich Kreis´ um Kreise,Stellte wunderbare Flammen,Kraut und Knochenwerk zusammen:Die Beschwörung war vollbracht.Und auf die gelernte WeiseGrub ich nach dem alten SchatzeAuf dem angezeigten Platze!Schwarz und stürmisch war die Nacht.Und ich sah ein Licht vom weiten,Und es kam gleich einem SterneHinten aus der fernsten Ferne,Eben als es zwölfe schlug.Und da galt kein Vorbereiten;Heller ward´s mit einem MaleVon dem Glanz der vollen Schale,Die ein schöner Knabe trug.Holde Augen sah ich blinkenUnter dichtem Blumenkranze;In des Trankes HimmelsglanzeTrat er in den Kreis herein.Und er hieß mich freundlich trinken;Und ich dacht´: "Es kann der KnabeMit der schönen lichten GabeWahrlich nicht der Böse sein.""Trinke Mut des reinen Lebens!Dann verstehst du die Belehrung,Kommst mit ängstlicher BeschwörungNicht zurück an diesen Ort.Grabe hier nicht mehr vergebens!Tages Arbeit! Abends Gäste!Saure Wochen! Frohe Feste!Sei dein künftig Zauberwort."
Ein Veilchen auf der Wiese stand Gebückt in sich und unbekannt; Es war ein herziges Veilchen. Da kam eine junge Schäferin, Mit leichtem Schritt und munterm Sinn, Daher, daher, Die Wiese her, und sang. Ach! denkt das Veilchen, wär ich nur Die schönste Blume der Natur, Ach, nur ein kleines Weilchen, Bis mich das Liebchen abgepflückt Und an dem Busen matt gedrückt! Ach nur, ach nur Ein Viertelstündchen lang! Ach! aber ach! das Mädchen kam Und nicht in acht das Veilchen nahm, Ertrat das arme Veilchen. Es sank und starb und freut´ sich noch: Und sterb ich denn, so sterb ich doch Durch sie, durch sie, Zu ihren Füßen doch.
Wie ein Adler aus dem Blauenist der Schmerz, der seine Klauenjählings scharf ins Fleisch dir schlägt,aber dann mit starkem Flügelüber Wipfel dich und Hügelzu des Lebens Gipfeln trägt.
Zum Sehen geboren,Zum Schauen bestellt,Dem Turme geschworen,Gefällt mir die Welt.Ich blick´ in die Ferne,Ich seh´ in der Näh Den Mond und die Sterne,Den Wald und das Reh.So seh´ ich in allenDie ewige Zier,Und wie mir´s gefallen,Gefall ich auch mir.Ihr glücklichen Augen,Was je ihr gesehn,Es sei, wie es wolle,Es war doch so schön.
Wie? du kannst nicht mehr küssen?Mein Freund, so kurz von mir entfernt,Und hast´s Küssen verlernt?Warum wird mir an deinem Halse so bang,Wenn sonst von deinen Worten, deinen BlickenEin ganzer Himmel mich überdrangUnd du mich küßtest, als wolltest du mich ersticken?Küsse mich!Sonst küß ich dich!